23. Juni 2023 – Trondheim-Åfjord
Beim Frühstück im Hotel habe ich den Kanadier, den ich auf der Fähre Frederikshavn-Götheborg kennengelernt habe, wieder getroffen. Er fährt nun mit Zug und Flug zurück an seinen Startort Lissabon und von dort zurück nach Kanada. Aber draussen regnet es und es ist kalt. Ich räume mein Zimmer , packe alles auf den Surly und ziehe Regenhose und -jacke an, auch wenn es nur einen guten Kilometer zum Hurtigbåtterminal ist. Das Ticket habe ich schon online gekauft (ist günstiger, als wenn man es auf dem Schiff kauft). Ich treffe ein niederländisches Paar, sie sind mit ihren E-Bikes bis ans Nordkapp gefahren und jetzt mit der Hurtigruten nach Trondheim. Die beiden haben Gepäck dabei, meine Güte, inklusive Thermoskanne und Schnapsflasche. Auf dem Boot (eigentlich ein Katamaran) sind nur wenige Passagiere (kein Wunder bei diesem Wetter), aber noch zwei Nordkapp-Fahrer. Sie fahren allerdings direkt Richtung Osten, ich aber zuerst in die andere Richtung.

Der Katamaran ist wirklich „Hurtig“, mit über 40 km/h blocht der über den Trondheimsfjorden. In Vanvika heisst es aussteigen und ich ziehe noch die wasserdichten Überschuhe an. Gleich geht es steil und lang nach oben. Wie ich das hasse, völlig uneingefahren und kalt in eine Steigung. Das Navi zeigt eine Aussentemperatur von 6° C, es regnet und windet wie verrückt.

Die ersten zwei Stunden sind nun eher Qual als Lust, in der Ebene (so es dann mal flach ist) komme mit Glück und vollem Einsatz grad knapp über 15 km/h so stark ist der Wind. Teilweise hat es sehr viel Verkehr, halt immer wenn sich die Autos und Lastwagen von der Autofähre auf die Strasse ergiessen. Einziger nennenswerter Ort unterwegs ist Rissa An einem Buswartehäuschen halte ich an, denn es hat aufgehört zu regnen. Der Regenradar zeigt an, dass es mindestens die nächste Stunde nicht regnen soll. Also Regenkleider aus, andere, lange Kleider an. Und weiter geht’s. Nach knappen zehr Minuten beginnt es erst zu nieseln, dann richtig zu regnen. Also anhalten und wieder Tenüwechsel. Immerhin hat es nun schon neun Grad, dafür wied der Wind stärker. Zum Glück überholen alle Autofahrer mit sehr grossem seitlichen Abstand, denn wegen dem böigen Wind mache ich halt schon den einen oder anderen Schlenker. Und zu nahe am rechten Rand fahren ist auch nicht ungefährlich, denn wenn plötzlich eine Böe kommt oder der stete Wind plötzlich eine Pause macht, liege ich im Strassengraben. Passiert aber nichts!

Mittagessen gibt’s stehend an einer Ausweichstelle. Erstens gibtes nichts, auf das man sich setzen könnte und zweitens ist es einfach ungemütlich. Dann, kurz nach 14 Uhr hört der Regen wieder auf und die Sonne scheint ab und zu. Ich riskiere es nochmals die Regenkleider auszuziehen, diesmal regnet es nicht mehr!

Die zweite Hälfte der Tagesetappe ist deutlich weniger unangenehm und nach ein wenig mehr als vier Stunden Fahrtzeit erreiche ich den Zeltplatz von Åfjord. Der nächste Zeltplatz ist über 60 km weiter. Ich checke ein, suche mir einen Platz, der so windgeschützt wie möglich ist, stelle mein Zelt auf (kann ich unterdessen auch bei starkem Wind recht schnell) und freue mich auf die warme Dusche (die 10 Kronen werfe ich gerne dafür auf). Die Sanitäranlagen sind alt, aber sauber und funktionieren. Die Küche sieht für mich so aus, als sei sie nur zum Abwaschen geeignet (es hat auch sonst niemand darin gekocht). Also gehe ich die paar hundet Meter ins Dorf und kaufe entsprechend ein. Draussen ist es an der Sonne (wenn sie denn scheint) gut auszuhalten, also koche ich meine Spinat-Ricotta-Ravioli auf dem Gaskocher, dazu gibt’s Lachs und Cherrytomaten. Beim Abwasch in der „Küche“ plaudere ich mit einem holländischen Paar, sie sind mit Auto und Zelt unterwegs zum Fischen.


Dann kommen wieder Wolken auf und ohne die Sonne wird es trotz Daunenjacke unangenehm kühl und ich verziehe mich ins Zelt. Zum Glück sind die Wetteraussichten für die nächstn Tage besser, wieder wärmer, trocken und fast kein Wind mehr. Da freut sich doch der Velofahrer! Eigentlich war das Wetter heute nicht so schlimm, nur der Übergang von schön und warm zu Regen, Wind und kalt war schon hart. Aber was soll’s, ich nehme was kommt, das Wetter kann ich eh nicht ändern.
2 Comments
Mami und Papi
Jetz schlofsch sicher guet noch dem Chrampf. Liebi Grüess Mami und Papi
Elisa
Vielen Dank, dass Du uns mit diesem tollen Blog an Deiner Reise teilhaben lässt. Vom Sofa aus mitzufahren ist doch wesentlich weniger anstrengend und man wird auch nicht so verregnet… Hoffentlich wird das Wetter wieder besser. Alles in allem hattest Du bisher ja recht Glück. Gruss Elisa