12. Juli 2023 – Fjordbotn-Tromsø

Nachtrag zu gesten Abend: kurz nach 22 Uhr beginnt es kräftig zu winden. Ich habe mich wegen den Plaggeistern ins Zelt verzogen und schaue was der Regenradar so anzeigt. Das Resultat ist nicht sonderlich erbaulich, eine kräftige Gewitterfront kommt auf mich zu. Sicherheitshalber gehe ich schon mal Zähneputzen und schaue, dass meine Ausrüstung im trockenen ist. Der Surly muss natürlich draussen bleiben, eine Dusche kann ihm wohl nicht schaden. Schon bald beginnt es dann zu regnen und ich verziehe mich in den Schlafsack.

Ich bleibe trocken, nur meine Velokleider konnten nicht ganz trocknen, da ich sie von der Leine holen musste. Es ist ein richtig angenehmes Gefühl, feuchte Kleider anziehen zu müssen … Zum Glück ist es bereits recht warm. Allzu sehr muss ich mich nicht beeilen, die Fähre in Botnhamn ist nur 12 km entfernt und geht erst um 9:45.

Wunderbar ruhiges Meer und strahlender Sonnenschein

Bei der ersten richtigen Steigung komme ich bereits ins Schwitzen, es ist bereits 20°C warm. Der Zustand der Velokleider geht direkt von feucht vom Waschen in nass vom Schwitzen über.

Blick vom Botnhamn Ferjekai

Die Fähre ist ein ähnlich altes Teil wie die gestern, allerdings gibt es keine technischen Probleme und wir kommen problemlos in Brensholmen auf der Insel Kvaløya an. Nach ein paar Kilometern ein Supermarkt, in dem ich für’s Mittagessen einkaufe. Es geht, wie immer auf den Inseln, immer auf und ab, aber bisher keine nennenswerten Steigungen. Dann ein Schild auf dem steht, dass die Strasse unterwegs wegen Bauarbeiten gesperrt sei, man aber um 11, 14 und 17 Uhr jeweils die Baustelle passieren könne. Viele andere Möglichkeiten habe ich nicht (eigentlich keine), und so fahre ich weiter. Es hat sehr wenig Verkehr, aber es kommen mir zwei Rennvelofahrer entgegen, also kann man wohl mit dem Velo passieren. Dann eine Absperrung, aber mit dem Velo kann ich trotzdem passieren.

Nach der übernächsten Kurve dann das:

Da geht also gar nichts, keine Chance irgendwie da durchzukommen, die Bauarbiter scheinen sich überhaupt nicht für mich zu interessieren. Also heisst es warten, an der sengenden Sonne bei unterdessen 27 Grad. Nach einer Viertelstunde kommt ein Mann auf der Strasse zu Fuss und fragt mich ob, die Strasse gesperrt sei. Ich bejahe und der sagt, dass es einen „Weg“ um die Baustelle herum geben und zeigt in mir. Zuerst steil durch eine zugewachsene Hauszufahrt hinauf, dann durch eine Hecke und einen Garten, einen noch steileren Kiesweg hinauf und dann bin ich auf einem einigermassen fahrbaren Fussweg und komme auf der anderen Seite der Baustelle wieder auf die Strasse. Da warten bereits drei Camper, die armen müssen sich nich zweieinhalb Stunden gedulden. Und ich habe Glück gehabt und fahre weiter um den Fjord herum.

Richtung Nordfjordbotn

Dann in Nordfjordbotn kommt die einzige nennenswerte Steigung auf etwa 200 m.ü.M. (mit Begleitung durch Fliegen und Bremsen, allerdings nicht ganz so viele wie gestern) und dann über eine lange Hochebene und dann folgt eine schöne Abfahrt an den nächsten Fjord.

Hochebene mit Fliege

So langsam bekomme ich Hunger, seit dem Früstück habe ich nichts mehr gegessen. Ich merke, dass Tromsø nicht mehr allzu weit entfernt sein kann, denn nun habe ich wieder einen Veloweg neben der Strasse, aber nichts im Schatten um mich hinsetzen zu können. Bei der Kvløy Kirke werde ich schliesslich fündig, eine schöne Sitzbank im Schatten. Ich gönne mir eine lange Pause, ich kann eh erst ab 15 Uhr in meine Unterkunft in Tromsø. Dann sehe ich schon bald die Insel Tromsøya auf der, wer hätte das gedacht, die Stadt Tromsø liegt. Es geht aber noch gute 10 km der Küste entlang, dann über die Sandnessundbrua (wieder eine steile und hohe Brücke), am Flughafen vorbei und schliesslich in die Stadt.

Die Sandnessundbrua
zum Glück mit eigener Velospur (ist auch nötig bei dem Verkehr)

Meine Unterkunft liegt ein bisschen mehr ausserhalb des Zentrums, als ich mir das vorgestellt habe, aber ich habe einen riesigen Supermarkt und eine Bushaltestelle praktisch vor der Haustür. Die Wohnung liegt im zweiten Stock eines unauffälligen Mehrfamilienhauses und ist ganz ok, ausser dass es drinnen über 31°C warm ist. Ich mache Durchzug und versuche die warme Luft rauszubekommen, schleppe all mein Gepäck inkl. Surly in den zweiten Stock hinauf und bin dann ziemlich k.o. Die letzten 20 km hatte ich ziemlich üblen Gegenwind. Ich beschliesse ungeduscht einkaufen zu gehen, ich wäre danach sowieso wieder schweissgebadet. Dann dusche ich, hänge mein Zelt in der Wonung auf, damit es trocknen kann und koche mir ein feines Nachtessen.

So, die nächsten zwei Tage bleibe ich in Tromsø und fahre dann am Samstag weiter auf die letzten Etappen ans Nordkapp. Heute habe ich die 4’000 km (velofahrend) übertroffen, jetzt kommen nur noch gut 500 dazu.

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